Piercing-Ausbildung

Ohrenpiercing
Piercing

Wie wird man eigentlich Piercer in Österreich?

Ich steche ein Nippelpiercing

Seit 2018 bin ich Trainerin am WIFI Salzburg und habe zahlreiche Piercer_innen ausgebildet. Die meisten meiner Kursabsolvent_innen führen heute ein erfolgreiches eigenes Studio. Jedoch besteht die Ausbildung nicht nur aus dem Praxisteil alleine, sondern hat noch einen Medizinteil. In Salzburg wird dieser auch in Präsenz abgehalten, da medizinisches Wissen stets weiterentwickelt wird und immer am neuesten Stand sein sollte. Außerdem hat man eine direkte Ansprechperson und lernt die Dinge einfach leichter, besser und damit nachhaltiger in Präsenz. Der Medizinteil wird mit einer schriftlichen Prüfung abgeschlossen. Für Menschen, die bereits im medizinischen Bereich arbeiten, oder gearbeitet haben, gibt es die Möglichkeit, sich das anrechnen zu lassen und nur die Prüfung alleine, ohne Kursteilnahme zu absolvieren. Für weitere Infos diesbezüglich bitte meine Kollegin Monika Scopec per Mail kontaktieren!

Sobald man die medizinischen Grundlagen beherrscht, die die Basis für die Ausbildung zum Body-Piercer bilden, geht’s endlich ans Eingemachte: Die Praxis!

Die Praxis ist in 4 Blöcke zu jeweils 3 Unterrichtstagen eingeteilt und streckt sich über 4 Monate. Während dieser Zeit empfiehlt es sich, ein Praktikum in einem Piercingstudio zu machen, damit das Gelernte bereits geübt werden kann und man von verschiedenen Leuten ja noch mehr lernt. Außerdem kann man sich untereinander noch besser austauschen. Wenn man keinen Praktikumsplatz findet, kann man das aber auch später machen, es ist kein Muss, sondern eine reine Empfehlung meinerseits und vom WIFI Salzburg. Wir können und möchten euch so viel beibringen, wie ihr wollt! Die Grenze bestimmt ihr selbst durch eure eigene Mitarbeit, Eigenverantwortung und Interesse.

Was man vor Kursantritt braucht:

  • Interesse für den Beruf
  • Hepatitis A+B Impfung
  • Max. 3 Monate altes, einwandfreies Leumundszeugnis
  • Ärztlicher Eignungstest (wird vom Hausarzt ausgestellt)
  • Man muss volljährig sein

Die Kursblöcke

Erster Kursblock – Grundlagen

Verpacktes Sterilgut

Im ersten Block werden unter anderem theoretische Inhalte vermittelt und das sterile Arbeiten und alles erlernt, was dann für die Praxis notwendig wird. Zu diesem Zeitpunkt braucht man noch keine Modelle, nur Schreibzeug!

    • Gesetzliche Grundlagen
    • Kundenumgang
    • Materialkunde
    • Werkzeugkunde
    • Aufbereiten des Materials
    • Arbeitsplatzaufbau
    • Hygiene
    • Piercing-Arten
    • Piercing-Techniken
    • Verletzungen
    • Langzeitbeobachtungen
    • und noch viel mehr

2. Kursblock – Arbeiten am Modell

Lobe, Helix, Nostril

Ab dem 2. Kursblock wird dann an Modellen gepierced. Es bringt nichts, an Gummi-Ohren oder anderen Attrappen zu üben, da das überhaupt nicht vergleichbar mit einer echten Person ist. In der Vergangenheit hat sich sogar gezeigt, dass das Üben an Atrappen sogar kontraproduktiv sein kann.
Die Modelle müssen selbst mitgebracht werden, über 18 sein und einen amtlichen Lichtbildausweis dabei haben. Sie dürfen außerdem keine Krankheiten haben, keine Immunsuppressiva oder Blutverdünner nehmen, oder andere Kontraindikationen (Ausschlussgründe) aufweisen.
Im 2. Kursblock wird mit div. Piercings am Ohr begonnen, nämlich Lobe und Helix, anschließend lernen wir das Stechen eines Nostrils (Nasenflügel). Wenn diese Piercings sitzen, machen wir weiter mit anderen Piercings am Ohrknorpel (Outer und Inner Conch, Tragus, …).

Stechen eines Lobe-Piercings

3. und 4. Kursblock – Piercings am ganzen Körper

Bauchnabelpiercing

Ab dem 3. Kursblock werden alle anderen Piercings gelernt, wie zB.: Nippel, Bauchnabel, Industrial, Zunge, Lippe, Lippenbändchen, Augenbraue, Septum, …

Am Ende des 4. Kursblockes findet ma letzten Kurstag die Prüfung mit Arbeitsprobe statt. Dafür gibt es einen schriftlichen Teil mit Vertiefung, wo zum Einen die Inhalte vom offiziellen Teil der WKO abgefragt werden. Den Fragenkatalog dazu gibt es hier.
Beim vertieften Teil werden gelehrte Kursinhalte abgefragt. Wenn diese Prüfung positiv absolviert wurde, gibt es einen mündlichen Teil.

Abschluss, Arbeitsprobe

Derzeit wird im Land Salzburg die Piercing-Praxis mit der Arbeitsprobe abgeschlossen. Das bedeutet im Grunde: Es muss ein Piercing korrekt gestochen werden, also unter Einhaltung aller hygienischen Grundvoraussetzungen, inkl. Kundengespräch, Dokumentation und Nachbereitung. Dort bin ich als Prüferin mit einem Beisitz anwesend. Die gesamte Prüfung wird schriftlich dokumentiert und nach positivem Abschluss das Zeugnis überreicht.

Endlich Piercer_in! Wie geht’s weiter? – Selbständig oder angestellt?

Mit der Teilnahmebestätigung des Kurses, der erfolgreich absolvierten Arbeitsprobe, einem einwandfreien Leumund, eine Hepatitis A und B-Impfung und der Praktikumsbestätigung über das Praktikum in einem Piercingstudio (Länge und Umfang des Praktikums bei der zuständigen Gewerbebehörde in deinem Bundesland erfragen), darf man ein eigenes Studio eröffnen.
Wenn man keine Lust darauf hat, kann man aber auch problemlos als Angestellte_r in einem Stuido arbeiten.

So oder so bedarf dieses Handwerk von Anfang an ein großes Maß an Eigenverantwortung und Interesse. Im besten Fall hört auch beides niemals auf, selbst nach vielen Jahren Ausübung. Denn nur was man gern macht, macht man gut!

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